Weil ich immer wieder gefragt werde, wie das mit dem Entwickeln von Brandings und Webseiten und all dem so funktioniert, schreibe ich hier mal meinen Arbeitsprozess auf – ihr könnt einfach mal so tun, als wäret ihr meine Kunden und wir wandern einmal den ganzen Weg vom ersten Kontakt bis zum fertigen Branding zusammen. Natürlich könnt ihr diesen Prozess auch benutzen, um euer eigenes Branding zu entwickeln. Oder ihr bereitet euch hiermit auf die Arbeit mit eurer Grafikerin bzw. eurem Grafiker vor.
Du möchtest nicht so viel lesen, sondern lieber zuhören? Im Podcast mit Ricarda von „BLOGST“ habe ich diesen Prozess einmal mit ihr zusammen durchgesprochen.
Was ist Branding?
Als erstes will ich mal versuchen, die Frage zu beantworten, was Branding eigentlich ist. Ich höre ganz oft, dass es doch eigentlich reicht, ein Logo zu haben und dann ist die Sache schon geritzt, aber Branding ist viel mehr als das. Ein Logo ist Teil des Brandings, aber eben nicht das Branding selbst. Es ist die komplette Erfahrung, die ein Kunde mit einer Person oder Marke macht. Vom Telefonanruf beim Kundenservice, dem Besuch der Website oder des Instagram-Accounts über die Produktverpackung bis hin zur Rechnung oder Quittung. Jeff Bezos hat einmal gesagt „Branding ist, was Leute über dich sagen, wenn du nicht im Raum bist“ und ich glaube, das trifft es sehr gut. Denn Branding bestimmt den Gesamteindruck einer Marke und entscheidet letztendlich darüber, ob ein Kunde sie sympathisch und harmonisch findet oder eben nicht – und das Ziel von Branding ist natürlich, dass Kunden ein Produkt oder einen Service ansprechend finden und sich bewusst oder unbewusst für diesen entscheiden.
Dabei ist es ganz wichtig, dass der optische Eindruck und der Inhalt gut zusammenpassen und sich nicht widersprechen. Einer Bank zum Beispiel, die mit Quietschfarben und einer kindlichen Schreibschrift wirbt, vertraut man nicht so gern seine Ersparnisse an. Daher ist es für ein erfolgreiches Branding unheimlich wichtig, vorab einige Fragen zu klären und sich darüber klar zu werden, was die Leute über dich sagen sollen (um mal im Bild von Jeff Bezos zu bleiben). Wenn ich von dir den Auftrag bekommen habe, dich zu unterstützen, schicke ich dir also als allererstes einen kleinen Fragen-Katalog und beginne zeitgleich meine eigene Recherche im Netz.
Es geht los: Der Fragebogen
Meistens kenne ich die Kunden und Projekte nicht, bevor ich gefragt werde, ob ich beim Branding helfen kann. Sobald eine Anfrage hereinkommt, schaue ich natürlich kurz im Netz, was ich so finden kann und versuche einen ersten Eindruck zu bekommen. Aber letztendlich bin ich immer auf die Hilfe meiner Kunden angewiesen, um ein stimmiges Branding zu entwickeln. Daher stelle ich gleich zu Anfang ein paar Fragen und schicke einen Fragebogen – „Warum?“, „Wer?“ und „Wie?“ sind dabei die wichtigsten Fragen, weil wir damit klären können, warum du dich selbständig machst, wer du bist und was du anbietest bzw. welchen Service du deinen Kunden bietest.
Ausserdem muss ich wissen, welche Attribute zu dir passen und welchen Eindruck du vermitteln möchtest. Wichtig ist nicht, dass du die Antworten wie aus der Pistole geschossen aufschreiben kannst, sondern dass du dir die Zeit nimmst, darüber nachzudenken und offen dafür bleibst, die Antworten mit mir zusammen zu finden. Denn ohne deine Gedanken und Antworten kann ich schlichtweg meine Arbeit nicht so machen, dass für dich ein nachhaltiger, wirksamer und harmonischer Geschäftsauftritt entsteht. Dazu gehören auch Überlegungen darüber, was dich und deine Marke einzigartig macht und was dich von anderen Mitbewerbern unterscheidet. Ich weiss, dass die Antwort im ersten Moment meistens „Öhm. Weiss nicht.“ ist und mir ging es letztes Jahr ganz genauso, als ich mir beim Re-Design diese Fragen selbst gestellt habe. Das ist gar kein Problem. Oft hilft es, andere in seinem Umfeld nach ihrer Meinung zu fragen. Freunde, Familie oder sogar auch Kunden können einem meist viel besser sagen, was sie mit dir speziell assoziieren und was dich ihrer Meinung nach zu etwas Besonderem macht. Also löchere deine Familie und schau‘ einfach nochmal in deine Onlineshop-Bewertungen (nur so als Beispiel), was begeisterte Kunden an deinem Umgang mit ihnen besonders mochten.
Zusätzlich müssen wir uns aber vor allem Gedanken über dein Zielpublikum machen: Welche Berufs- oder Altersgruppe möchtest du ansprechen? Gibt es eine bestimmte Branche, für die deine Produkte oder Dienstleistungen relevant sind? Kaufen bei dir eher Männer oder Frauen? Wer soll also deine Produkte kaufen und warum? Wo sind diese Kunden zu finden und was leistest du für sie? Was ist deine ganz spezielle „Nische“? Es ist nämlich für den Erfolg von Branding nicht nur entscheidend, dass du deine Marke stimmig repräsentieren kannst, sondern auch, dass es zum Geschmack deines Zielpublikums passt. Daher ist dein Branding nicht immer 100% deckungsgleich mit deinem persönlichen Geschmack – schließlich kaufst nicht du deine Produkte, sondern deine Kunden.
Schritt 2: Die Strategie
Mit deinen Antworten „im Gepäck“ und meinen eigenen ausführlichen Recherchen erstelle ich die sogenannte „Strategie“ – das ist ein mehrseitiges pdf, in dem ich alle Ergebnisse noch einmal ausformuliere, ein erstes kleines Moodboard und Farbvorschläge mache und somit eine Basis für den Designprozess erstelle. Hier können wir außerdem kontrollieren, ob ich dich an allen Stellen richtig verstanden habe und auch die Prioritäten richtig setze.
Falls dir an einem Punkt auffällt, dass mein Eindruck nicht mit deinem übereinstimmt, kannst du hier rechtzeitig einhaken und ich korrigiere die Strategie. Am Ende haben wir ein Dokument, das du mir „absegnest“ und das die verbindliche Grundlage für meine Designarbeit ist.
Während des Layouts habe ich die Strategie immer präsent und orientiere mich zu 100% daran. Ein erfolgreiches Design ist dann die „Übersetzung“ der Strategie und damit „messbarer“ als ein reines Bauchgefühl.
Schritt 3: Das Konzept
Jetzt setze ich mich an das konkrete Design und das beginnt immer mit einer Menge kleiner Skizzen ganz klassisch mit Stift und Papier. Die Strategie habe ich dabei wie gesagt jederzeit im Blick und entwickle viele Möglichkeiten, wobei ich aber nach der „One Concept Methode“ arbeite und mich im Laufe des Prozesses auf den Entwurf konzentriere, der die in der Strategie festgelegten Punkte am besten ausdrückt (mehr zu dieser Methode findest du hier).
Diesen Entwurf arbeite ich für dich aus, setze ihn in sogenannten „Mockups“ (also digitalen Simulationen) um und teste ihn auf Herz und Nieren. Dabei geht es also nicht nur um eine Wort- oder Bildmarke, sondern bereits um ein umfassendes Konzept mit Marks, Farbwelt, Typografie und möglichen Produkten wie Websites, Social Media Auftritten und Visitenkarten etc.
Am Ende stelle ich dir ein Dokument zusammen, in dem alle Bestandteile auf einem Blick zu sehen sind. Und weil ich dich nicht mit einem pdf „alleine lassen“ möchte, nehme ich einen Screencast auf, in dem ich dich einnmal virtuell an die Hand nehme, das komplette pdf durchspreche und dir an jeder Stelle erläutere, warum ich welche Entscheidungen getroffen habe und wie diese mit der Strategie zusammenhängen.
Schritt 4: Das Feedback & der Feinschliff
Jetzt bist du an der Reihe. 🙂 Für dein Feedback bekommst du von mir ein kleines Formular – denn deine Rückmeldung ist ein wahnsinnig wichtiger Schritt in diesem Prozess und du musst keine Angst haben, mir auf den Schlips zu treten. Aber deine Rückmeldung sollte möglichst direkt von Anfang an mit einer Begründung erfolgen. Falls du also an irgendeinem Punkt nachhaken möchtest, dann stellen wir uns immer gemeinsam die Frage nach dem „Warum?“. Wir ziehen ja beide am gleichen Strang und haben das gemeinsame Ziel, dein Branding so erfolgreich wie möglich zu machen. Dabei ist wichtig, dass wir engagiert, aber nicht nur auf Emotionen gestützt arbeiten.
Die Frage nach dem „Warum?“ hilft, den anschließenden Feinschliff-Prozess so schnell und erfolgreich wie möglich zu machen, ohne dass sich jemand angegriffen oder unverstanden fühlt.
Schritt 5: Die „Übergabe“
Sobald alles komplett stimmig für dich ist, bekommst du von mir deine geschlossenen Dateien in den Farben deiner Farbpalette und einen erklärenden Branding Guide mit allen relevanten Informationen zu Farben, Schriften etc. in meine Dropbox geladen. Dabei richte ich mich nach deinen technischen Voraussetzungen (zum Beispiel, welche Software du besitzt) – mein Ziel ist es, dass du alles an die Hand bekommst, um unabhängig von mir weiter deinen Weg gehen zu können.
Ich freue mich über Folgeaufträge, aber ich mag diesen fiesen Beigeschmack nicht, wenn sich ein Kunde abhängig von mir fühlt. Aber natürlich stehe ich dir auch gern zur Seite, falls du irgendwann einmal Hilfe brauchst.
So, das war einmal Branding von vorn bis hinten. Natürlich ziemlich kurz zusammengefasst mit reichlich Raffungen, aber wie man im Englischen so schön sagt: „You get the idea.“ Jeder Auftrag und jedes Projekt hat seine Besonderheiten (sonst wäre es ja ziemlich langweilig) und es gibt auch immer ein paar Stellen, an denen es kurz mal stockt oder eine klare Antwort fehlt. Aber am Ende steht dann nicht nur ein stimmiger Geschäftsauftritt, sondern auch sehr viel mehr Verständnis für die eigene Marke, die Zielgruppe und was einen von den anderen Mitbewerbern unterscheidet – und das sind fantastische Voraussetzungen für einen (noch) erfolgreicheren Start in die Selbständigkeit.
Bei Fragen oder eigenen Anregungen und Erfahrungen hinterlasse einfach einen Kommentar. Und wenn du selbst Interesse daran hast, mit mir an deinem Branding zu arbeiten, kannst du mir sehr gern eine Anfrage über mein Kontaktformular oder per Mail schicken. Ein paar erste Informationen habe ich außerdem oben im Menu unter „Buchen“ zusammengefasst. Ich freue mich über Feedback!
– Stine –
Ganz wichtig:
Unter „Buchen“ gibt es alle wichtigen Informationen zu meinem Angebot und FAQs.
1 Gedanke zu „Einmal Branding, bitte! oder Wie funktioniert das eigentlich?“