
In meinem Portfolio sieht man ja, dass ich mich in letzter Zeit vor allem mit dem sogenannten “Branding” beschäftigt habe. Das ist etwas, das mir unheimlich viel Spaß macht – vor allem, weil ich weiss, wie wichtig es damals für mich bei meinem Sprung in die Selbständigkeit war, dass meine Promo-Materialien und auch das Logo und all’ sowas gut zusammenpassen und meine Arbeit bzw. meine Produkte repräsentieren. Mit dem Re-Branding letztes Jahr wurde mir auch wieder mal klar, dass es unheimlich wichtig ist, sich in “seiner Marke” gut aufgehoben zu fühlen und dass man andererseits mit der Präsentation und Verpackung seiner Produkte eine ganz neue Kundenschicht ansprechen kann.
Weil ich immer wieder gefragt werde, wie das mit dem Entwickeln von Brandings und Webseiten und all dem so funktioniert, schreibe ich hier mal meinen Arbeitsprozess auf – ihr könnt einfach mal so tun, als wäret ihr meine Kunden und wir wandern einmal den ganzen Weg vom ersten Kontakt bis zum fertigen Branding zusammen. Natürlich könnt ihr diesen Prozess auch benutzen, um euer eigenes Branding zu entwickeln. Oder ihr bereitet euch hiermit auf die Arbeit mit eurer Grafikerin bzw. eurem Grafiker vor.
Als erstes will ich mal versuchen, die Frage zu beantworten, was Branding eigentlich ist. Ich höre ganz oft, dass es doch eigentlich reicht, ein Logo zu haben und dann ist die Sache schon geritzt, aber Branding ist viel mehr als das. Ein Logo ist Teil des Brandings, aber eben nicht das Branding selbst. Es ist die komplette Erfahrung, die ein Kunde mit einer Person oder Marke macht. Vom Telefonanruf beim Kundenservice, dem Besuch der Website oder des Instagram-Accounts über die Produktverpackung bis hin zur Rechnung oder Quittung. Jeff Bezos hat einmal gesagt “Branding ist, was Leute über dich sagen, wenn du nicht im Raum bist” und ich glaube, das trifft es sehr gut. Denn Branding bestimmt den Gesamteindruck einer Marke und entscheidet letztendlich darüber, ob ein Kunde sie sympathisch und harmonisch findet oder eben nicht – und das Ziel von Branding ist natürlich, dass Kunden ein Produkt oder einen Service ansprechend finden und sich bewusst oder unbewusst für diesen entscheiden.
Dabei ist es ganz wichtig, dass der optische Eindruck und der Inhalt gut zusammenpassen und sich nicht widersprechen. Einer Bank zum Beispiel, die mit Quietschfarben und einer kindlichen Schreibschrift wirbt, vertraut man nicht so gern seine Ersparnisse an. Daher ist es für ein erfolgreiches Branding unheimlich wichtig, vorab einige Fragen zu klären und sich darüber klar zu werden, was die Leute über dich sagen sollen (um mal im Bild von Jeff Bezos zu bleiben).
Meistens kenne ich die Kunden und Projekte nicht, bevor ich gefragt werde, ob ich beim Branding helfen kann. Sobald eine Anfrage hereinkommt, schaue ich natürlich kurz im Netz, was ich so finden kann und versuche einen ersten Eindruck zu bekommen. Aber letztendlich bin ich immer auf die Hilfe meiner Kunden angewiesen, um ein stimmiges Branding zu entwickeln. Daher stelle ich gleich zu Anfang ein paar Fragen und schicke einen Fragebogen – “Warum?”, “Wer?” und “Wie?” sind dabei die wichtigsten Fragen, weil wir damit klären können, warum du dich selbständig machst, wer du bist und was du anbietest bzw. welchen Service du deinen Kunden bietest. Ausserdem muss ich wissen, welche Attribute zu dir passen und welchen Eindruck du vermitteln möchtest. Wichtig ist nicht, dass du die Antworten wie aus der Pistole geschossen aufschreiben kannst, sondern dass du dir die Zeit nimmst, darüber nachzudenken und offen dafür bleibst, die Antworten mit mir zusammen zu finden. Denn ohne deine Gedanken und Antworten kann ich schlichtweg meine Arbeit nicht so machen, dass für dich ein nachhaltiger, wirksamer und harmonischer Geschäftsauftritt entsteht. Dazu gehören auch Überlegungen darüber, was dich und deine Marke einzigartig macht und was dich von anderen Mitbewerbern unterscheidet. Ich weiss, dass die Antwort im ersten Moment meistens “Öhm. Weiss nicht.” ist und mir ging es letztes Jahr ganz genauso, als ich mir beim Re-Design diese Fragen selbst gestellt habe. Das ist gar kein Problem. Oft hilft es, andere in seinem Umfeld nach ihrer Meinung zu fragen. Freunde, Familie oder sogar auch Kunden können einem meist viel besser sagen, was sie mit dir speziell assoziieren und was dich ihrer Meinung nach zu etwas Besonderem macht. Also löchere deine Familie und schau’ einfach nochmal in deine Onlineshop-Bewertungen (nur so als Beispiel), was begeisterte Kunden an deinem Umgang mit ihnen besonders mochten. Mit deinen Antworten “im Gepäck” kann ich dann ein erstes MoodBoard entwickeln, Farben oder sogar auch schon Schriften heraussuchen, die zu dir und deiner Marke passen.
Zusätzlich müssen wir uns aber vor allem Gedanken über dein Zielpublikum machen: Welche Berufs- oder Altersgruppe möchtest du ansprechen? Gibt es eine bestimmte Branche, für die deine Produkte oder Dienstleistungen relevant sind? Kaufen bei dir eher Männer oder Frauen? Wer soll also deine Produkte kaufen und warum? Wo sind diese Kunden zu finden und was leistest du für sie? Was ist deine ganz spezielle “Nische”? Es ist nämlich für den Erfolg von Branding nicht nur entscheidend, dass du deine Marke stimmig repräsentieren kannst, sondern auch, dass es zum Geschmack deines Zielpublikums passt. Daher ist dein Branding nicht immer 100% deckungsgleich mit deinem persönlichen Geschmack – schließlich kaufst nicht du deine Produkte, sondern deine Kunden.
Zur Kunden-Analyse gehört auch, dass du dir Gedanken darüber machst, wo sich diese virtuell und real “rumtreiben”: Ist dein Zielpublikum vor allem auf Pinterest, Facebook, Instagram & Co. oder lieber “analog” unterwegs? Triffst du deine Kunden persönlich oder ausschließlich im Internet? Mit diesen Antworten können wir nämlich entscheiden, was zum Beispiel prominent auf deiner Website platziert werden soll und können dir einen ganzen “Bausatz” nützlicher Grafiken zusammenstellen wie beispielsweise einen Facebook-Banner oder (falls du vor allem auf Märkten verkaufst) ein großes Roll-Up mit deinem Logo etc. Denn was nützt dir ein super Branding, wenn du es an den relevanten Stellen nicht einsetzt?
Was uns auch direkt zu unserer nächsten Frage bringt: Hast du alle Materialien, die du brauchst und die deinen Interessen entsprechen? Wenn du zum Beispiel niemals auf Facebook postest und da auch überhaupt kein Interesse dran hast, aber stattdessen unheimlich viel und gern direkt mit Menschen sprichst, dann macht für dich ein Facebook-Banner überhaupt keinen Sinn, sondern du brauchst tonnenweise Visitenkarten und Flyer oder ähnliches “analoges” Werbematerial. Daher sollten wir ganz genau besprechen, was du konkret von mir brauchst und ob es zum Beispiel einen speziellen Zeitrahmen gibt oder eine Deadline, bis zu der alles oder Teile erledigt sein müssen. Natürlich kann es passieren, dass sich zwischendrin Bedürfnisse ändern oder neue dazukommen – wenn du irgendwann deine Liebe zu Facebook entdeckst, gestalte ich dir auch sehr gern ein Banner. Aber wir müssen wissen, welche Prioritäten wir setzen müssen, damit du möglichst schnell mit deinem neuen Branding starten kannst.
Und damit kommen wir zur letzten Frage: Wie kannst du dein Branding selber um- und einsetzen, wenn meine Arbeit (oder die deiner Grafikerin/ deines Grafikers) getan ist? Natürlich freue ich mich über Folgeaufträge, aber ich mag diesen fiesen Beigeschmack nicht, wenn sich ein Kunde abhängig von mir fühlt. Daher bekommst du von mir immer ein “Branding Guide” mit allen relevanten Informationen zu Farben, Schriften etc. und alle Dateien, die du brauchst. Mein Ziel ist es, dass du alles an die Hand bekommst, um unabhängig von mir weiter deinen Weg gehen zu können. Aber natürlich stehe ich dir auch gern zur Seite, falls du irgendwann einmal Hilfe brauchst.
So, das war einmal Branding von vorn bis hinten. Natürlich ziemlich kurz zusammengefasst mit reichlich Raffungen, aber wie man im Englischen so schön sagt: “You get the idea.”
Jeder Auftrag und jedes Projekt hat seine Besonderheiten (sonst wäre es ja ziemlich langweilig) und es gibt auch immer ein paar Stellen, an denen es kurz mal stockt oder eine klare Antwort fehlt. Aber am Ende steht dann nicht nur ein stimmiger Geschäftsauftritt, sondern auch sehr viel mehr Verständnis für die eigene Marke, die Zielgruppe und was einen von den anderen Mitbewerbern unterscheidet – und das sind fantastische Voraussetzungen für einen (noch) erfolgreicheren Start in die Selbständigkeit.
Bei Fragen oder eigenen Anregungen und Erfahrungen hinterlasse einfach einen Kommentar. Und wenn du selbst Interesse daran hast, mit mir an deinem Branding zu arbeiten, kannst du mir sehr gern eine Anfrage über mein Kontaktformular oder per Mail schicken. Ein paar erste Informationen habe ich außerdem oben im Menu unter “Buchen” zusammengefasst. Ich freue mich über Feedback!
– Stine –
Möchtest Du lieber von mir hören als lesen?
Dann schau am besten mal im “BLOGST”-Podcast vorbei. Dort habe ich mit Ricarda (der Gründerin von BLOGST) über unsere gemeinsame Arbeit an ihrem Re-Design gesprochen:
[…] Eine kleine Übersicht über den „typischen“ Brandingprozess finden sich übrigens auch … […]