Nachdem ich ja schon die Cover für die “Leuchtenden Schatten” und “So tun, als ob es regnet” von Iris Wolff gestalten durfte, bin ich letzten Herbst vom Wallstein Verlag angesprochen worden, ob ich nicht für das diesjährige belletristische Herbstprogramm einige Buchumschläge layouten möchte. Und da sage ich natürlich nicht “nein” – für mich sind Bücher ja mein Leben lang etwas ganz besonderes gewesen und ich bin der festen Überzeugung, dass einem nichts im Leben so weit bringt wie gerne Bücher zu lesen. Oder überhaupt gerne zu lesen.
Daher habe ich ja nicht nur Grafik & Malerei, sondern auch Deutsche Sprache & Literatur studiert. Dabei hat mich der Wallstein Verlag mit seinen wissenschaftlichen Publikationen mein ganzes Studium begleitet – ich glaube, ich könnte heute noch mit verbundenen Augen in der Unibibliothek das Regal mit den Goethe-Jahrbüchern finden. 🙂
Umso schöner war es für mich, für diesen renommierten Verlag zu gestalten. Gleich zu Beginn durfte ich mit einem Wahnsinns-Titel arbeiten, der mich sehr beeindruckt und berührt hat: “Schermanns Augen” ist die Geschichte von Rafael Schermann, der als Wiener Salonlöwe der “Golden Twenties” ein Teil der intellektuellen High-Society ist und sich plötzlich im russischen Gulag wiederfindet. Steffen Mensching hat mehr als ein Jahrzehnt an diesem Roman gearbeitet und einen unglaublich dichten, bedrückenden und zeitgleich faszinierenden Text geschrieben.
Der zweite Titel, den ich bearbeiten durfte, ist “Malva”. Hagar Peeters schreibt in ihrem Roman die Biographie von Pablo Nerudas Tochter aus dem Jenseits weiter. Malva Marina Reyes wurde 1934 geboren und starb bereits 1943 mit acht Jahren. Sie litt unter einem (damals noch nicht behandelbaren) Hydrozephalus und wurde zunächst von ihrer Mutter, später dann von einer Pflegefamilie in den Niederlanden großgezogen. Neruda distanzierte sich bereits früh von dem Mädchen, das er wegen ihrer durch die Krankheit verschobenen Proportionen “das Semikolon” nannte. Peeters schreibt “im Auftrag” der inzwischen erwachsenen Malva über Nerudas Ruhm als Autor, seinen Unwillen, Verantwortung für sein Kind zu übernehmen und Malvas Freundschaften zu anderen Außenseitern der Literaturgeschichte im Jenseits.
Und last, but noch least geht es im “Schattenspiel” der estnischen Autorin Viivi Luik um Rom als Sehnsuchtsort einer Kindheit im Kommunismus und wie dieser Traum später im Leben der Protagonistin zur Realität wird. An der Seite ihres Mannes (eines estnischen Diplomaten) wird das Reisen zur Normalität, die aber immer wieder durch skurille Erlebnisse durchbrochen wird. Ein zauberhaftes Buch – nicht nur für Rom- und Italien-Fans.
Wer sich für das komplette Herbstprogramm des Wallstein Verlags interessiert, findet die aktuelle Vorschau bei issuu. Eine wirklich tolle Mischung unterschiedlichster Themen und wunderbarer Autoren. Ich freue mich schon darauf, die Bücher dann im Herbst so richtig in den Händen halten zu können und werde bestimmt alle drei Romane nochmal auf Papier lesen.